BABYBLAUE - Germany
Die italienische Band „Wicked Minds“ macht auf „Witchflower“ da weiter, wo sie auf „From the Purple Skies“ aufgehört hat. Mit einer so perfekten Adaption der purpeligen 70er-Jahre-Hardrock-Stilistik, dass ich diese Rezension eigentlich gar nicht auf einem Computer tippen dürfte. Denn mit dem Begriff „Windows“ verband ich in den 70ern ausschließlich den Gedanken an ein ambitioniertes Album von Jon Lord und Eberhard Schoener. Betriebssysteme gleichen Namens waren noch unbekannt, und wer etwas tippen wollte, brauchte entweder einen Lottoschein oder eine Schreibmaschine. Wicked Minds sind eine fähige Band. Sie lösen auch das Problem, dass sich die Musik, die sie spielen wollen, nur mit einem guten Sänger realisieren lässt: Den hat die Gruppe, was ja im Rock nicht gerade sehr häufig vorkommt. Wer also Seventies-Hardrock frisch aus dem Jahr 2006 hören will, der sollte hier unbedingt zuschlagen. So perfekt wird dieses Produkt heutzutage selten ausgeliefert. Die Prog-Ansätze des ersten Albums hat die Band hingegen kaum weiter ausgebaut. Es gibt sie schon, die proggigen Passagen inklusive Mellotron, manchmal auch mit Flöte, die hier teilweise etwas wie eine Mischung aus moodybluesigen und frühcrimsonesken Elementen klingen. Aber wenn die Band diesen Aspekt ihrer Musik nicht weiter pflegt, scheidet sie aus dem Betätigungsfeld der BBS m.E. eigentlich aus. Das ist kein Qualitätsurteil, sondern eine Frage der Abgrenzungskriterien. Und ein bisschen ist es auch eine Aufforderung: Ich würde mir wünschen, dass die Gruppe künftig mehr wagt. Da könnte noch viel Unterhaltsames jenseits der bloßen Nostalgie entstehen. P.S.: Die CD gibt es mit einer Zusatz-DVD, die Vidceoclips, abweichende Track-Versionen und Konzertmitschnitte in Bootleg-Qualität und mit starrer, weit entfernter Kamera bietet, insgesamt also eher Fanmaterial als musikalische Bereicherung. RATE: 10/15
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