12.12.06

MUSICANSICH

Jedes Mal, wenn ich in den letzten 15 Jahren eine neue Uriah Heep Scheibe in den Player geschoben habe, habe ich gehofft so etwas wie Witchflower zu Gehör zu bekommen. Ich gebe zu: Ich habe mir Sea of Light und Sonic Origami schön gehört – und ein Stück weit back to the basics sind diese Scheiben tatsächlich gegangen, aber so viel authentische Uriah Heep, wie auf diesem Wicked Minds-Album habe ich seit Jahren nicht mehr zu hören bekommen. Zugegeben, der mit wilden Hammonds ausgestattete Opener klingt mehr nach Lenny Kravitz. “Here comes the King“ erinnert an ELP. Es gibt immer wieder auch jazzige Phasen. Der Anfang von “Black Capricorn Fire“ ist offensichtlich bei Dave Brubecks “Take Five“ ausgeliehen und das folkige mit sanften Flöten ausgestattete “Burning Tree“ würde auf einer Heep-Scheibe eher fremd wirken. Aber das sind die Akzente in einem unüberhörbaren Grundchor. Salisbury, Look at yourself, Demons and Wizards und Sweet Freedom sind der Boden, aus dem die Wicked Minds ihren Saft ziehen. Da ändert auch die Tatsache, dass auf dem Album der Name Deep Purple öfter fällt als Uriah Heep nichts. Die supergeilen Hammondorgien von “Shadows Train“ führen uns sogar mächtig zurück zu den Wurzeln Heeps und der Vorläuferband Spice. Wäre die CD schon Grund genug zum Portemonaie zu greifen, legen die Italiener noch einen Silberling drauf. Die Bonus-DVD enthält zwei Live-Mitschnitte. Sie stammen vom Tendeze Festival im September 2004 (Track 2-6) und aus dem Spirit of 66 in Belgien vom Februar 2005 (Track 8-12). Dazu kommen sieben Audio-Bonus-Tracks (Track 14-20). Die drei Blöcke werden jeweils von drei Videoclips eingeleitet. Bei einer separaten DVD müsste man einiges an kritischen Worten zu den Live-Mitschnitten verlieren, da sie in manchmal grottiger Bootleg-Qualität von einer Handkamera aus der letzten Reihe des Publikums mitgeschnitten wurden. Als Bonus-DVD geht das nicht nur in Ordnung, sondern ist eine tolle Konservierung der Konzerte aus Publikumsperspektive. Die Audio-Tracks stammen aus einer Promo Recording Session und werden jeweils von einem Standbild unterstützt. Die drei Videoclips haben je eigenen Charakter. “Through my Love“ ist schlicht von etwas 70er Jahre mäßig verwischten Livebildern begleitet. Das Making of von “Witchflower“ ist ein von Bildern aus dem Studio unterlegtes Video des Titeltracks. Den Vogel schießt eindeutig “From the purple Skies“ ab. Der Hammond lastige, wilde Powertrack ist von sehr zärtlichen sensiblen Bildern unterlegt, die ein lesbisches Pärchen in Hippie-Outfit beim Schmusen zeigt. Anregend! Geile Scheibe – in jeder Hinsicht!